Tierschutz aus der Luft auch in 2023 – Rehkitzrettung mit Multicoptern
Multicopter können auf vielfältigste Weise genutzt werden. Speziell in der Landwirtschaft können die fliegenden Alleskönner Prozesse vereinfachen oder überhaupt erst ermöglichen. In einem Bereich haben sich Drohnen mit Wärmebildkameras als echte Lebensretter etabliert: beim Aufspüren von Wildtieren, vor allem Rehkitzen vor der Mahd.
Ob Getreide oder Gras – hochgewachsene Pflanzen bieten für viele Tiere Schutz vor Fressfeinden. Speziell für Jungtiere, insbesondere Rehkitze, sind die hoch bewachsenen Felder ein sicheres Versteck, während die Eltern auf Nahrungssuche sind. Das Problem dabei: Während der Erntezeit rücken Landwirte mit schwerem Gerät an. Verunsicherte Rehkitze und andere Tiere flüchten nicht, da sie im Wettlauf mit Fressfeinden keine Chance hätten und darauf vertrauen müssen, nicht entdeckt zu werden. Daher bewegen sich die Kitze und andere Jungtiere nicht vom Fleck, obwohl sie im Grunde leicht entkommen könnten. Dadurch werden sie von Landwirten in Mähdreschern oder Traktoren viel zu spät oder gar nicht erkannt.
Beobachtung aus der Luft
Um Tiere vor dem Mähtod zu bewahren, werden seit einigen Jahren Multicopter mit Wärmebildkameras eingesetzt. In gerin- ger Höhe fliegen die Drohnen dann meist in den Morgenstunden über das betroffene Feld. Tiere können anhand ihrer Wärme- strahlung detektiert und aus der Gefahrenzone geschafft werden.
Laut verschiedenen Quellen fallen jährlich rund 100.000 Rehkitze und andere Tiere Mähwerken zum Opfer. Eine gewaltige Zahl, die durch den Einsatz von Drohnen deutlich reduziert werden kann. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat daher 2021 erstmals über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) das Bundesförderprogramm für Drohnen zur Rehkitzrettung ins Leben gerufen. Auch 2022 konnten sich eingetragene Kreisjagdvereine, Jägervereinigungen auf Kreisebene oder andere eingetragene Vereine auf regionaler oder lokaler Ebene, zu deren satzungsgemäßen Aufgaben die Pflege und Förderung des Jagdwesens oder die Rettung von Wildtieren, vorrangig von Rehkitzen, bei der Wiesenmahd gehören. Bis zu 60 Prozent der gemäß Ausschreibung förderfähigen Ausgaben und maximal 4.000 Euro für die Anschaffung einer entsprechenden Drohne sichern.
Förderprogramm 2023
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert auch im Jahr 2023 die Anschaffung geeigneter Drohnen zur Rehkitzrettung. Bis zum 30. Juni 2023 können eingetragene Vereine einen Antrag auf vorzeitigen Maßnahmenbeginn bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) stellen.
Wichtig für alle Drohnenpiloten, die bei der Tierrettung helfen möchten:
Laut dem gewerblichen Versicherungsspezialisten der DMFV Service GmbH, Nick Jordan, der auch ehrenamtlicher Vorstand der Tierschutzstiftung ist, bietet nur eine gewerbliche Versicherung den notwendigen Schutz.
Die Rehkitzrettung, auch wenn sie ehrenamtlich über einen Verein ausgeführt wird, ist nämlich kein Sport- und Freizeitvergnügen aus Sicht des Versicherers. Dabei ist es aber nicht relevant, ob der Pilot selbst gewerblich versichert ist oder sein Auftraggeber (zum Beispiel ein Verein oder ein Jäger). Derjenige, der eine 99,- Euro jährliche kostende gewerbliche Versicherung abgeschlossen hat, kann also jederzeit Drohnenpiloten mit einem Einsatz beauftragen, auch wenn Sie nur privat versichert sind. Der Drohnenpilot der im Auftrag fliegt, ist dann im Rahmen dieser gewerblichen Versicherung ausreichend geschützt.